Kritik an Tiernanny: Vertrauen statt Drill
Eine Fachjury hat die "Tiernanny"-Sendungen auf VOX und RTL 2 analysiert. Das Ergebnis: Der Druck und der Drill, den Hundenannys meist ausüben, ist kontraproduktiv. Sanfte Hundeerziehung dagegen schafft Vertrauen.
Die Welser Hundeexpertin Edith Kirchberger hat die Jury zusammengestellt: Tierärzte, Hundetrainer und Tierpsychologen. Sechs Folgen der neuen Tiersendungen "Die Tiernanny" auf VOX und "Superfrauchen" auf RTL 2 wurden von den Experten bereits unter die Lupe genommen.
So etwa der Fall eines eineinhalbjährigen American-Bulldoggen-Rüden namens "Eis": Er reagiert aggressiv auf familienfremde Personen wie Besucher und den Briefträger. Die Supernanny bemerkt, dass Eis zu kurz an der Leine gehalten wird. Ständige Leinenrucks sollen ihn vom Bellen abhalten, wenn Besuch kommt. Für den Hund bedeutet dies: Jedesmal wenn Besuch kommt, passieren unangenehme Dinge. Das verursacht bei ihm Stress und macht ihn aggressiv. Die Tiernanny "verordnet" eine längere Leine, Leinenrucks sollen vermieden werden und schlägt eine Belohnung mit einem "Leckerli" vor, wenn der Hund trotz Besucher ruhig sitzt.
Hundesprache unbekannt
Die Expertenjury kritisiert: "Hundesprache und Körperhaltung sind der TV-Nanny offenbar völlig unbekannt. Auf die wichtigsten Beschwichtigungssignale beim Hund - mit der Zunge über die Lippen schlecken, Gähnen und den Kopf abwenden - wird nicht geachtet. Stattdessen wird mit herkömmlicher Erziehung gearbeitet, die darauf abzielt, mit Druck und Drill den Willen des Hundes zu brechen."
Im Fall des Bulldoggen-Rüden Eis kam die Jury zum Ergebnis: "Sein aggressives Verhalten ist kein Dominanzproblem, sondern ein Hilfeschrei, weil seine hundesprachlichen Hinweise nicht wahrgenommen werden." Die Jury empfiehlt: "Der Hund muss lernen, Besucher immer mit Positivem zu verbinden. Er soll mit einem Leckerli vom Besuch abgelenkt und beruhigt werden, damit er nicht in Panik gerät."
Auf Kirchbergers Homepage
http://www.hunde-kirchberger.at kann man die Analysen und Kommentare, sowie alternative Vorschläge der Jury zu den Tiersendungen nachlesen. Außerdem können Hundehalter eine Art Wissenstest absolvieren: Nach der Sendung können sie auf der Homepage das Verhalten der Tiernannys bewerten und im Forum diskutieren.