von angel » So Nov 20, 2005 11:21 pm
wie schon geschrieben, kämpfen wir schon eine ganze weile gegen die krankheit. es war schon so schlimm, das ich mich zur einschläferung entschlossen hatte. aber irgendwie schafft die süsse es immer wieder, das es wieder besser wird, sie ist eben ein echter kampfhund.
krank ist sie schon über die hälfte ihres lebens, jetzt 11. mit vier jahren fing es an, da wurde eine schwere, wahrscheinlich angeborene mitralklappen insuffizienz diagostiziert. mit tabletten und homöopathischer unterstützung, halbjährlicher kontrolle mit ekg und röntgen haben wir das aber einigermaßen im griff.
ein jahr später kam die zuckerkrankheit dazu, die werte waren erschreckend als sie festgestellt wurde, sie lagen über 600. eine lange einstellungsphase, incl. kastration folgte, womit auch das sehr gut im griff zu halten war. zweimal täglich insulin und diätfutter von hills war aber pflicht.
dann kam eine arthrose dazu, im linken vorderlauf im ellenbogen und schultergelenk. die schmerzen kamen in schüben, meistens im herbst und winter, mit rimadyl und später metacam ging aber auch das. und nach einer frischzellenkur von vitorgan hat sie damit eigentlich gar keine probleme mehr.
der erste tumor trat auf mit ungefähr sechs, sie hat ihn eine ganze zeit gehabt, die tierärztin sagte immer wieder, das sei nur ein lipom und nix schlimmes, so haben wir dann auch nichts daran getan, bis ich in die klinik gewechselt bin, dort sagte man mir, das sähe bösartig aus und sollte besser entfernt werden. haben wir dann gemacht und eingeschickt, es war bösartig. von da an kamen tumore an allen möglichen stellen in der haut ca. jedes halbe jahr. und immer habe ich sie entfernen lassen.
vor zwei jahren fing der zucker plötzlich an verrückt zu spielen, es gab keine klare linie mehr darin, eine korrekte einstellung war nicht mehr möglich. von da an waren wir dauergast in tierkliniken. es wurden untersuchungen gemacht, ein ct wurde ebenfalls gemacht, ob organische veränderungen vorliegen, alles negativ. tageweise aufenthalte in der klinik, mit braunüle im bein, um stündlich blut zu nehmen und die werte zu ermitteln, folgten, wobei diese werte jenseits von gut und böse lagen, der niedrigste mit vet-test gemessen e lag bei 16, der höchste über 800. eigentlich hätte der hund in beiden fällen tot sein müssen. dazu kamen ständige blasenentzündungen durch den zu hohen glukosegehalt im urin.
die messungen habe ich dann zuhause weitergeführt, alle paar tage tierklinik, braunüle raus aus dem einen bein, rein ins nächste, um eine venenentzündung zu vermeiden. keiner wusste was zu tun war, keiner fand eine ursache. in die schweiz wollten wir fliegen, zur uniklinik in zürich, dort sitzt eine sehr gute endokrinologin, fr. dr. reusch, wir haben zig mal miteinander telefoniert. ich wollte dem hund in diesem zustand aber den flug nicht zumuten.
bis februar diesen jahres ging das so, da wurde das letzte große blutbild, und nochmals ein ct gemacht, wieder ohne befund. daraufhin schickte mich die klinik nachhause, der hund sei nicht mehr therapierbar, es sei eine frage der zeit, bis der stoffwechsel entgleise, sie ins koma fallen würde und sterben würde. man vermutete evtl. einen tumor an der bauchspeicheldrüse, der so klein sei, das er auf den cts nicht darstellbar sein, das gäbe es. ich wollte das nicht glauben und bin zum homöopathen gegangen. habe es dann auf diesem wege versucht, aber irgendwie auch ohne ergebnis, eine besserung trat nicht ein. selbst bei einer tierkommunikatorin habe ich hilfe gesucht, was aber auch irgendwie nicht den gewünschten erfolg brachte. die antwort geht einem sehr zu herzen, aber laut dieser dame hat mein hund keine tumoren, was definitiv ja nun nicht stimmt.
dann kam eine kerakonjunktuvitis dazu, die so schlimm war, das der hund die augen nicht mehr aufmachen konnte. sie muss nun salbe, *optimune* mit wirkstoff ciclosporin in die augen bekommen, weil diese keine tränenflüssigkeit mehr bilden. bei dieser untersuchung fiel auf, das die lymphknoten sehr stark geschwollen sind, nicht nur am hals, überall. das wort *lymphsarkom* fiel und man riet mir, den hund doch einschläfern zu lassen. diese entscheidung wollte ich aber nicht übers knie brechen.
einer der tumoren ist noch drin, am bein, mittlerweile ungefähr hühnerei groß, er war leider nicht mehr operabel, weil das herz das nicht verkraftet hätte. eine strahlentherapie habe ich damals aus dem gleichen grund abgelehnt, die wäre in aachen im klinikum gemacht worden, aber war zu risikoreich wegen dem kranken herzen, da es nur unter narkose möglich war.
die süsse wiegt nur noch 16 kg, es ist permanent weniger geworden, sie bekommt viel fett und eiweiss, das kann sie noch verstoffwechseln, sie bekommt ihre medikamente weiter und sie ist irgendwie auch nicht bereit, den kampf aufzugeben. sie geht gerne spazieren, frisst mit gesundem appetit, verdauung und urinabsatz ist alles normal. ihre sehkraft hat allerdings rapide nachgelassen, sie sieht kaum noch etwas, was sie aber nicht weiter stört.
nun hat sie seit drei monaten epileptische anfälle, die wohl auch auf das lymphosarkom zurückzuführen sind. auch dagegen bekommt sie medikamente, bis jetzt hatte sie dreimal einen solchen anfall.
ich war im september mit ihr am meer, ich wollte ihr ihren größten wunsch und ein versprechen erfüllen, das ich ihr gegeben habe, als sie noch klein, nämlich ihr einmal im leben das meer zu zeigen und die großen schiffe. sie liebt schiffe, ist immer gerne mit ihnen gefahren. ich hatte den eindruck das sie in diesen tagen am meer ihren frieden gefunden hat, es hat ihr kraft gegeben, ich war entschlossen sie danach gehen zu lassen. die einäscherung war schon organisiert, eine urne hatte ich auch schon gekauft.
aber sie klammert sich so verdammt fest ans leben, ich war in schiffdorf in einer tierarztpraxis und wollte den schritt gehen, dort sagt man mir aber, das hier und heute es nicht erforderlich sei, ich solle den hund aber gut im auge behalten und wenn sie sich verändert dann stark zu sein und sie gehen zu lassen.
im oktober waren wir nocheinmal für drei tage am meer, in st. peter-ording, es war traumhaft, das wetter war so toll, richtig warm noch, wir waren im watt, die süsse ist zwei stunden ohne ermüdungserscheingungen gelaufen und hatte soviel spass. ich glaube, die seeluft hat ihr gutgetan.
so freuen wir uns über jeden tag, der uns bleibt, denn ich weiss, morgen kann es vorbei sein. viel tun kann ich nicht mehr, wir sind an unsere grenzen gestoßen, ich kann ihr nur die noch verbleibende zeit so schön wie möglich machen. und da die hoffnung als letztes stirbt, hoffen wir, das uns noch einige schöne wochen zusammen bleiben. sie leidet nicht, hat keine schmerzen und durchaus noch spass am leben, auch wenn sie alt ist, die äuglein trübe sind und sie fast blind ist. ich habe sie lieb, egal was kommt, und wir werden diesen schweren weg gemeinsam bis zum ende gehen. wir kämpfen, hoffen und wenn wir auch verlieren, wir haben es wenigstens versucht.
lieben gruß
angel
*Blessed is the person who has earned the love of an old dog.*
Sydney Jeanne Seward