Heute möchte ich euch gerne die Geschichte von Charly hier erzählen, damit ihr seht, dass ich nachvollziehen kann, wie es euch mit den schweren Krankheiten eurer Hunde geht. Charly hatte zwar keinen Krebs, war aber auch zeitlebens ein kranker Hund.
Mein erster Westie, Charly, kam per Zufall zu uns.
Meine Tochter, damals 6 Jahre alt, berichtete mir von einer Klassenkameradin, die einen kleinen Hund hat. Sie erzählte mir, dass dieser Welpe von den Kindern beim Gassigehen immer an einem Baum festgebunden wird, im Februar bei 17 Grad minus, und die Kinder dann spielen gehen. Weiter erzählte sie mir, dass der Hund von den beiden jüngsten Kindern in der Familie 2 Jahre und 6 Monate alt immer gezerrt und an den Hinterbeinen gezogen wird, und der Welpe in einer dunklen Abstellkammer mit nicht richtig schliessender Tür nach draussen auf einer Zeitung in einem Pappkarton schlafen muss. Ich bin dann dorthin unter dem Vorwand mein Kind abholen zu wollen und hab mir die Geschichte angesehen. Der Welpe war 13 Wochen alt, total verschüchtert und unterernährt, was ja auch kein Wunder ist, wenn solch ein Hund von Tischabfällen ernährt wird.
Wir haben dann zuhause Familienrat gehalten, ob wir den Hund dort wegholen sollten, da wir zu der Zeit einen 9 Jahre alten Yorki hatten. Das Ergebnis hiess: versuchen wir mal denen den Hund auszureden. Ich bin dann hin und hab gemeint, der sei ja so süss, den würde ich glatt mitnehmen. Die Antwort war: ja wollen Sie ihn haben. Ich, natürlich, den nehme ich mit. So habe ich ihn dann dort für sehr teures Geld weggekauft. Gleich als er bei uns war, stellte ich fest, dass er blutigen Durchfall hat. Obwohl wir in der Bremer Tierklinik in Behandlung waren, hat es lange gedauert, bis wir die Ursache fanden: Einzeller. Nach der Behandlung mussten wir den armen Charly erstmal aufpäppeln. Er konnte kaum richtig fressen, da er durch das falsche Futter sehr empfindlich war. Er bekam spezielles Welpenaufbaufutter.
Dieser Hund hatte einen ziemlichen seelischen Knacks und war Zeit seines Lebens immer krank. Der Einfachheit halber kopiere ich mal seinen Lebenslauf, den ich irgendwann im Herbst 2002 aufgeschrieben habe hier herein:
Mit meinem Charly hatte ich eine besondere Verbundenheit, weil er ein grosser Angsthase war. Als wir ihn aufnahmen hatten wir noch eine 9jährige Yorkihündin. Sie hat ihn miterzogen. Charly hatte von Anfang an viele Krankheiten. Er kam mit blutigem Durchfall und fast verhungert zu uns. Meine Tochter, damals 6 Jahre alt, hatte erkannt, dass er dort bei ihrer Klassenkameradin fürchterlich leiden musste. Ich kaufte ihn für 1200,-- DM dort weg. Es ging dann gleich die Odysse zu den TÄ los. Man fand dann nach 4 Monaten endlich den Grund: Einzeller. Mit 10 Monaten bekam er eine Patellaluxation, die dann auch operiert werden musste, dabei wurde er auch gleich kastriert, wegen der Hündin. Es folgten Blasen-, Nieren-, Vorhaut,- Ohren- und Mandelentzündungen, und immer wieder Darmgeschichten. Mit 3 Jahren wurden ihm die Mandeln nach nunmehr in vierwöchigem Abstand folgenden Entzündungen entfernt. Dann kam eine Zeit wo nur hin und wieder mal ein TA-Besuch fällig war. 1999 holte er sich an dem bereits operierten Bein einen Kreuzbandriss, der auch wieder operiert werden musste. Im Februar 2001 entdeckten wir dann den Diabetes, obwohl ich annehme, dass er schon zwei Jahre lang bestand. Er hatte oft nachts Durst und es kam immer wieder vor, dass er abends hechelnd auf dem Sofa lag. Ich besprach das mit meinem TA, aber er hatte keine Idee, wonach er suchen sollte! Im Nachhinein war mir das dann klar, weil das während des folgenden Jahres auch immer wieder mal vorkam. Leider wurde der Diabetes nicht richtig eingestellt. Charly zog es vor nachmittags zu fressen, und ich sollte morgens spritzen und dafür sorgen, dass er auch frisst. Das erzähl mal einem 10jährigen Hund. Hinzu kam noch, dass er zu Beginn des Diabetes einen abgebrochenen Zahn hatte und nicht frass, wir das aber auf den Diabetes geschoben haben. Ich war schon ganz verzweifelt, weil er so abmagerte und ich nicht wusste, wieviel ich denn überhaupt dabei spritzen sollte. Dann habe ich, auf Rat der Züchterin des Yorkies, auf ein Röntgen der Zähne bestanden. Der Zahn wurde gezogen und ihm ging es bald besser. Leider hatte ich ihn wegen dieser Geschichte schon mit Schmackos und Hunde-Bifis so verzogen, dass er kaum noch normales Futter frass. Die Nierenisuffiziens bahnte sich dann im Sommer an. Wir haben noch ca. 8 Monate geschafft, ihn mit Solidago über Wasser zu halten. Im Januar 2002 wurden die Werte dann immer schlechter. Erst dann kam ich auf die Idee, in eine Tierklinik zu fahren. Dort wurde ein Tagesprofil gemacht und festgestellt, dass er nicht morgens sondern zweimal am Tag gespritzt werden muss, und zwar morgens, je nach Fressen 3 bis 5 Einheiten und abends 8 bis 10 Einheiten. Aber leider war es schon zu spät. Wir mussten infudieren, damit er überhaupt wieder fressen konnte. Das hat vier Wochen angehalten und ich habe geglaubt, durch die richtige Einstellung des Diabetes, die Nieren doch noch retten zu können. Nach vier Wochen waren die Werte wieder so schlecht, dass wir nochmal eine Infusion gelegt haben. Erst gingen die Werte auch runter und er frass wieder etwas, aber am 5. Tag gingen sie trotz Infusion wieder hoch. Da haben wir beschlossen aufzuhören, weil wir meinten, dass er genug gelitten hat. Wir hatten fünf Tage Zeit uns von ihm zu verabschieden. Er hat furchtbar gelitten. Am Pfingstmontag blühte er noch einmal auf und es kam wieder Hoffnung auf. Aber abends legte er sich hin und starb von da an stündlich. Am Dienstag morgen habe ich mit ihm auf dem Arm noch einmal alle seine Lieblingsplätze besucht und nachmittags um halb vier fuhren wir zum TA. Es war für ihn wie immer, Blut abnehmen. Er war ein sehr geduldiger Kranker. Da aber seine Venen so zerstochen waren, musste der TA zweimal ansetzen. Das erstemal war er ganz ruhig, aber beim zweiten Stich schrie er ganz fürchterlich, und so ist er von mir gegangen. Das war am 21.5.2002. Ich hätte so gerne einen friedlichen Abschied gehabt. Es sollte nicht sein. Es kam eine weitere furchtbare Zeit. Ich habe noch nie in meinem Leben um ein Lebewesen so getrauert wie um meinen Charly. Er war etwas ganz Besonderes. Nach 6 Wochen, als mein Schmerz etwas weniger wurde, hatte ich das Bedürfnis nach einem neuen Hund, und so kam dann am 30.6.2002 Ollie zu uns. Er ist ein ganz lieber, hochintelligenter kleiner Hund und hat auch schon mein Herz erobert. Aber Charly wird unvergessen bleiben.