von tina30 » So Feb 24, 2008 7:44 pm
Hallo ,
ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll. Auch ich mußte morgen vor 2 Wochen meinen über allles geliebten Schatz über die Regenbrücke gehen lassen.
Es fällt mir sehr schwer, darüber zu berichten. Aber ich möchte mich gerne mit Dir austauschen.
Angefangen hat es vor 5 Wochen. Mir fiel auf, dass mein 7jähriger Berner Sennenrüde Balu immer schlanker wurde. Ich bin dann direkt mit ihm zum TA. Dieser ging davon aus. dass es sich bei Balu um einen Infekt handelte. Eine Woche später bemerkte ich dann ein Ei in der Größe eines halben Tennisballs am Hinterbein. Bin dann wieder zum Arzt. Dieser machte eine Blutuntersuchung und eine Biospie; Verdacht auf Blutkrebs. Diese Untersuchung wurde am Donnerstag durchgeführt. Erst am Dienstag erhielt ich das Ergebnis. Ich kann Dir sagen, an diesen Tagen habe ich nur geweint. Balu fing zu dieser Zeit auch schon an, weniger und langsamer zu laufen. Bin auch da schon teilweise mit Essen hinter ihm hergelaufen. Habe u.a. Rinderfrikadellen für ihn gemacht. Etwas davon hat er gegessen, danach hat er immer den Kopf weg gedreht.
Das Ergebnis der Biopsieuntersuchung besagte dann, kein Blutkrebs, sondern nur einige wenige veränderte Zellen, gutartig. Bin dann Dienstag wieder zum TA. Balus Leistengegend wurde abgetastet, da der TA eine Verletztung suchte, die die Vergrößerung des Lymphknotens verursacht haben sollte. Diese fand er jedoch nicht. Balu wurde weiter auf eine Infektion behandelt. Ich bekam ein Breitbandantiobiotikum mit. Zu diesem Zeitpunkt war es schon so, dass er die Runde, die ich mit ihm vor meinem Arbeitsantritt ging, nicht mehr gehen wollte. Statt dessen legte er sich nach draussen auf die kalten Terassenfliesen. Ihm die Tabletten zu geben war eine Qual. Er spuckte sie immer aus. Irgendwann schaffte ich es dann doch. Da er aber anfing sich zu übergeben und ich es auf die Tabletten schob ging ich wieder zum TA. Auch berichtete ich diesem, dass Balu immer noch keinen Appetit hatte. Dieser wurde langsam unruhig, da er balu wohl bei unserem letzten Besuch eine Spritze gegeben hatte, dessen Nebenwirkung gesteigerter Appetit sei. Er entschließ sich, Balu eine Infusion zu geben und machte erneut eine Blutuntersuchung. Das Blut war unverändert. Eine leichte Entzündung, nur ein Leberwert sei extrem hoch. Als wir nach Hause kamen hatte meine Mama für Balu Hähnchen gemacht. Normalerweise liebt er Hähnchen. Doch leider aß er wieder kaum was, 2 Stücke wenn es hoch kommt. Am nächsten Tag, Samstag, sind wir wieder zum TA, nächste Infusion. AUch diese brachte nichts. Wir sind danach zwar etwas durch den Wald spazieren gegangen, aber der Alte war er nicht. Trottete langsam hinter uns her. Ich habe das auf den TA-Streß der letzten Tage geschoben. Laut TA hätte es ihm nach den 2 Infusionen besser gehen müssen. Doch diese Verbesserung blieb aus. Egal was man ihm zu essen brachte, ich verweigerte es. Zum Schluß hat er schließlich ca. 10 ChickenMcNuggtes gegessen, die wir extra von Mc Donalds geholt haben, damit er überhaupt mal was ist. Am Sonntag war es ganz schlimm. Er ist zwar morgens noch mit mir spazieren gegangen. Das war es dann aber auch. Lag meist nur draußen, was eigentlich untypisch für ihn war, da er sich am liebsten oben im Schlafzimmer ausruhte. Oben war er aber bereits seit einer Woche nicht mehr. Da ich diesen Anblick nicht länger ertragen konnte bin ich dann am Sonntag wieder zum TA. Der stellte mittlerweile eine erhöhte Temperatur fest und entschied sich für eine Ultraschalluntersuchung. Schon als das Gerät angesetzt wurde und der TA nur meinte "Oh Gott" wußte ich, dass das das Todesurteil für meinen Schatz sein sollte. Ich konte dann nicht mehr richtig zu hören, sah nur wie meine Schwester und meine Mutter, die zu dieser Untersuchung mitgekommen waren, anfingen zu weinen. Wie der TA sagte, waren bereits sämtliche Organe befallen. Ich wollte davon nichts hören, wollte nur, dass mein Liebling von diesem Tisch runterkommt und das man ihm die Mundschlaufe abmachte. Mir wurde gleich gesagt, dass eine Chemotherapie in diesem Stadium keinen Sinn macht und das man ihn erlösen sollte. Ich war total geschockt, wie gelähmt.
Die folgende Nacht war der reinste Horror. Balu hatte wieder nichts gegessen. Stattdessen wurd er wach, rannte unruhig hin und her. Da er auch wenig getrunken hatte entschließ ich mich, um ca. 4Uhr mit ihm spazieren zu gehen, damit er wenigstens Flußwasser trinkt. Ich sage Dir, hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewußt, dass das mein letzter Spaziergang mit ihm gewesen ist, hätte er die ganze Nacht da verbringen können. Er ging auch ins Wasser und guckte sich alles an. Getrunken hat er nur minimal. Auf dem Rückweg legte er sich auf eine Brücke und guckte sich wieder alles an. Ich habe ihm gesagt, er solle bitte aufstehen, da sein Bauch wegen der Ultraschalluntersuchung rasiert war und ich nicht wollte, dass er sich verkühlt. Wie dumm von mir. Ich habe ihm gesagt, dass wir nachmittags nochmal dahin fahren und er dann in Ruhe gucken und Pippe machen kann. Wie dumm von mir. Als wir nach Hause kamen fing er an, sich zu übergeben. Hab mich dann zu ihm gelegt.
Am Morgen wollte er nicht spazieren gehen. Hat sich vielmehr auf die Wiese gelegt, vorher ein Loch gebuddelt und sich dann reingelegt. Den halben Tag lang. Essen wollte er nichts, nicht mal getrunken hat er. Als ich bei ihm Fieber gemessen hab (was ich sonst nie bei ihm durfte) zeigte das Thermometer 39,9 Grad. Er machte einen extrem schlechten Eindruck. Ich habe mich kaum getraut, zu ihm zu gehen, so leid hat mir das getan.
Wir hatten uns entschlossen, eine zweite Meinung einzuholen und so wollten wir nachmittags mit ihm zu einem anderen TA. Er mußte ihns Auto getragen werden, weil er nicht mehr aufstehen wollte. Normalerweise hätte er sich dagegen gewehrt, hochheben durfte ihn keiner.
Beim TA engekommen sah ich plötzlich einen kerngesunden Hund, mit aufmerksamer Körperhaltung, glänzendem Fell. Hoffnunf keimte in mir auf. Hoffnung das alles gar nicht so schlimm ist. Die Ernüchterung kam als der TA sich Balu genau anschaute. Zunächst schaute er sich die Unterlagen an, die wir von unserem TA mitgebracht hatten. Das Biopsieergebnis mit dem Ergebnis des Gutartigen Tumors, die guten Blutergenisse, aber auch die Beschreibung über die Ultraschalluntersuchung. Der TA faßte an Balus Bauch und schüttelte traurig den Kopf. Auch diesmal hörten wir, wir sollten Balu erlösen. Man bot uns an, Balu noch für einen Tag mit nach Hause zu nehmen. Am nächsten Tag jedoch sollten wir dann wieder kommen.
Wie in Trance haben wir uns dafür entschieden, Balu am selben Tag zu erlösen.
Das ist nun morgen 2Wochen her und ich muß Dir sagen, ich komme damit nicht klar. Ich komme mit der ganzen Krankengeschichte nicht klar. Es ging alles so schnell. Man konnte sich nicht darauf vorbereiten. Ich verstehe nicht, dass die Blutergebnisse so gut waren. Ich habe das Gefühl, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, dass ich hätte noch einen 3.Arzt konsultieren sollen, komme nir vor, als hätte ich mein Ein und Alles getötet. Er fehlt mir so wahnsinnig. Ich liebe ihn doch so doll.
Liebe Grüße
Tina